Horizont

Juli 2019

Juli2019

Der Horizont der meisten Menschen ist ein Kreis mit dem Radius 0.
Und das nennen sie ihren Standpunkt.
Albert Einstein

Der künstliche Horizont wird als Flugüberwachungsgerät zur Bestimmung der Lage des Flugzeugs zur Erdoberfläche eingesetzt.

Hinterm Horizont geht’s weiter
Ein neuer Tag
Hinterm Horizont immer weiter…
Udo Lindenberg

Ein Erwachsener kann am Strand ungefähr 4,7 Kilometer bis zum Horizont blicken.

Glauben heißt, durch den Horizont zu blicken.

 


weitesland

das weite suchen
wo die berge
den himmel streicheln

ein blick über
und über
die welten
meines horizontes

<© Christa Issinger>


Fort gehe ich

und streife meiner Zukunft
die Kapuze über.
Ihr Haar: zu nass
von dieser Zeit,
der Stoff: zu dünn
in dieser Lage.

Du wirfst mir Blau
ums winterfahle Haupt,
greifst meine Hand und ziehst mich
immer weiter.

Worte legen sich um mich;
ihr Klang verhallt,
und ich erkenne nicht,
was dort am Horizont
ins stille Wasser sinkt.
Deins ist nicht tief,
doch etwas bricht,
wenn ich am Ufer wate.

<© Sigune Schnabel>


grenzenlos

über den horizont geh ich
zwischen sommer und herbst
umarme jeden baum
in grün und rot und blau
schimmert ein himmel
durchs blätterdach
auf dem heimweg
(am anderen ufer)
ein findling und ich weiß
jede grenze
fließt

<© Diana Jahr>


dein gedicht

ob ich die silben leise
über meine lippen lasse
oder mich laut zwischen
deine worte drängle
ich spüre das sehnen
und die weite dahinter
fühle den luftzug
der trägt
atme das licht
das am horizont
eine linie
aus ferne zieht

<© Jörg Zschocke>


Plank

.
Augenblick
nein
Plank der Zeit
so namenlos zerrissen
fließt
in Tage
die nah
und fern zugleich
ein Wundern rühren
so kalter Raum
so ohne Stern
in neuer Gegenwart
zu Zukunft wird
so daseinsarm im Wissen
zu Hoffnung Trauer Liebesdurst
den zu trinken
der Träumende wagt
im Blick nach vorn
im dunklen Äther
unverzagt
so Welle und Punkt
Zahn für Zahn
das Rad der Schicksalsuhr
im grauen Zorn
uns zieht in tiefe Nähe
von Geschehnis’s Horizont
Unendlichkeit
wohin wir sehen
besessen auf Inseln der Gestirne
wenn nicht ins Ich der Welten
in Blasen des Quantenschaums
in schier seifiger Existenz
ein Löffel Geschichte
ohne Menschsein
doch zählt
oder doch nicht
wer weiß
wer ist nächstens
letztens
nie
wer ist dort
und wer ist morgen
nur du und ich
im Raumzeitnetz
gefangen gehalten gesehnt
geliebt geewigt
gesplittert geeint
nur du
ich
nur Schaum
Welt
Schaum und
duich
ichdu
ui
i
.

<© Harald Kappel>


Ein Festtagsschmaus

Wir schlittern in eine Zeit
Der wärmenden Gedanken
Und nicht nur
Dass wir die Sonne genießen
So ist da ihr Gesang am Morgen
Am Horizont stehen Gestalten
Die das wahre Auge nicht zu sehen vermag
Wunde Fersen laben sich auf jungen Halmen
Es tropft die Nase
Beim Umsteigen müssen wir achtsam sein

Wir, die wir uns so sehnten
Treten hinaus
Beginnen neue Linien zu ziehen

<© Sabine Fenner>


Gezeitensegel

Am Rande des Lichts
schmelzen Wasser und Salz

Legen sich mit dem Wind
in unsere Gedanken
in vernarbte Wolken

Als geflüsterte Worte
ziehen sie sodann
mit den Zugvögeln
in den Süden

<© I.J. Melodia>


UGANDA

Über den Wolken,
Nah bei dir Schatz.

Seh die Farben des Landes,
Blick durch die Wolkenschar.

Kannst du fühlen,
Was ich schon jetzt empfinde?

Klopft mein Herz für dieses Land!
Weiß, dass du mich hierher geleitet hast.
Soll das Leben hier spüren.

Muss weinen bei jenen Gedanken, mein Schatz.
Weiß, dass du jeden Schritt mit mir machst.

<© Xenia Hügel>


hinter dem horizont

an den stränden der gedichte liegen
gegen die zeit
mit geschlossenen augen
mond und sterne sehen
und die bibliothek des himmels öffnen
auf ein wort und meer

<© Gabriele Pflug>


Überfahrt

Wir alle sind zuzeiten Flüchtlinge.

Kreisen auf offenem Meer.
Zerbrechlich Körper und Kahn.
Der Horizont eine Fata Morgana.
Jeder Fixpunkt ein Kraftfeld
der Hoffnung auf sternklare Nacht.

<© Barbara M. Hauser>


Werdehelfer

Danke, für das Potenzial, das du in mir siehst.
Das du meinen Herzensgarten hast mitgeprägt.
Für die Samen, die du ausgesät und immerfort getränkt.
Deine Geduld hat sich ausgezahlt, die Mühe gelohnt.
Worte der Ermutigung dürfen erblühen in mir,
eröffnen einen neuen Horizont.

Gefestigt. Befähigt.
Geliebt.

Ich bin dankbar für deinen Prägestempel.
Für die Freiheit, die du schenkst.
Geteilte Freude an den Segenstagen
und deinen Beistand in den Ketten der Angst.

Du hast meinen Blick geweitet,
mein Herz berührt
und mich auf neue Wege geführt.

<© Julie Greiner>


mezada

wächst
aus der schüttung
ein flimmern
durchs sediment
warf ein schatten das los
bleibt endlich
der luftzug
rot blitzen die flügel der stare

vielfachte silbe
fliegt den bergen
zu wächst

<© Kathrin Külow>


Früher Junitag

Lavendelduft und der von Gras am Morgen.
Ein erster Ton steigt taubenblau.
Die Amseln singen noch verborgen.
Der Tag labt sich am kühlen Tau,
Bevor er später Schwüle senkt.
Ein Lufthauch streicht durch Kieferkronen
Samtweich. Und Farben, weit geschwenkt,
Tränken den Himmel. Sie entthronen
Pastell am Horizont die Nacht –
Ein Aquarell aus Licht gemacht.

<© Elke Kaminsky>


Skizzen

Heute Morgen … der Wind hat aufgehört
zwischen den Mohnblüten zu wandern.

Der Himmel … beinahe schon ein Pavillon
aus Blau und schwärmenden Vogelstimmen

in das wir hineinstolpern mit wächsernen Augen
und noch trunken von unserer Zweisamkeit.

Was würde ich jetzt dafür geben, die Keilschrift
deuten zu können, die die Nacht in dein Herz
gekerbt hat …

Welches Buch muss ich aufschlagen, um die Sprache
zu erlernen, die dein kräuselnder Mund so stimmlos
formt mit seiner Atemschrift?

Und plötzlich ist es so ruhig um uns, das man hören
kann, wie die Zeit unseren Abschied skizziert…

<© Marina Maggio>

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