Warten

Februar 2018

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Warten auf den Frühling.

Irgendwann hört man auf zu warten und fängt an zu vergessen.

Das Warten auf einer Spenderorgan.

Die Arbeit kann warten, das Leben nicht.

Bitte warten! Sie werden aufgerufen.

Die Kaffemaschine sollte mal wieder gewartet werden.

Warten auf das Glück.


.
wände aus papier
so wohne ich in meiner haut
manches weiß: dieses warten darauf
beschrieben zu werden
von mir, von dir, vom leben
.
<© Diana Jahr>


Vertrauen

Auf Angst braucht man nicht zu warten,
die kommt schnell genug,
während die Antwort auf sich warten lässt.

Und so warte ich.
Ich warte auf den Moment
an dem das Leben nicht mehr klemmt.
An dem die Sorgen leichter wiegen,
sich die Äste hin zur Sonne biegen.

Ich starre Löcher in die Decke,
puste Seifenblasen in die Welt,
erinner´ mich an Träume
und atme die Lebendigkeit.

Und so warte ich.
Ich warte auf den Moment
an dem das Leben nicht mehr rennt.
An dem das Universum begreift,
dass zu leben irgendwann auch sterben heißt.

Mein Blick schweift in die Ferne,
mein Herz fühlt sich dann zuhaus´,
höre Chöre Lieder singen
und spreche mein Vertrauen aus.

Und so warte ich.
Ich warte auf…
Ich warte.
Ich warte auf – dich.

<© Julie Greiner>


Rückschau

Einmal noch
Werde ich nordwärts ziehen
In der kleinen Bucht, am Muschelstrand
Die Holzplanken unter meinen Füßen spüren
Kopfüber in die Fluten stürzen
Das Boot zu Wasser lassen
Weißt du noch…

Vielleicht liegt es noch da
Vielleicht nahm es der Wind
Und vielleicht wirst du da sein
Auf mich warten, wie damals
Als wir gemeinsam im Dünengras lagen
Unseren Träumen Namen gaben
<© Sabine Fenner>


einkehrein

mein Blick verweilt auf mir Vertrautem
ich will ich hab ich bin – zu viel
der Vater blickt mit Mutters Augen
und schürft und sucht mich – im Gefühl

in Schmerz in Angst Trauer und Not
wo ich versagt verhärtet tot
erhebt ER stets mein enges Herz
und sendet Sein Wort menschenwärts

in eine Weitung die empfängt
die offen ist und nicht verdrängt
die sich gelöst und unverkrampft
nach Goliaths Gemütsendkampf

gefunden worden reich beschenkt
im weiten Blick ganz unverhängt
in Seinen Frieden fallen lässt
die Freude groß die Mitte: fest

<© Simon Felix Geiger>


Und immer noch

kann ich mich nicht
übersetzen,
nicht für dich
und nicht für ein anderes Sehen.
Die Öffnung der Sprache
ist schmal
und die Wege verdichtet.

Sprichst du von Wiesen,
vom Staub auf den Steinen –
auf deinem
Wortfeld liegt Erde
und Nacht,
und die Saat zwischen Schollen
kennt schon das Warten.

Noch immer
höre ich Stille
im Tal.

<© Sigune Schnabel>


fremdwörter führen uns nach hause

fremdwörter führen uns nach hause
den wind lassen wir liegen
er taugt nicht für gedichte
für märchen vielleicht
der wind der wind das himmlische
silbe für silbe nähern wir uns
dem fluss den feldern
dann dem dorf
und am ende weist uns der asphalt
den weg in die stadt
wo die raben schon auf uns warten

<© Werner Weimar-Mazur>


Bald

Deine kleinen Botschaften flüstern:
bald
sie sind mir Versprechen
kleine Geschenke
behutsam nehme ich sie an
um sie nicht zu vertreiben
betrachte sie
geduldig will ich sein
dir die Zeit geben
mir die Zeit nehmen
bis es soweit ist

<© Silbia>


Warten

Ob Du auf mich gewartet hast
und wir haben uns verpasst?

Ich ging hinein und Du hinaus.
Ich male mir das gerade aus.

Nie werden wir es wissen,
doch uns bestimmt vermissen.

<© Barbara M. Hauser>


Glücksfaden

Vom Baum der Erinnerung
sammle ich Silben
kleide sie in Worte
schmücke sie mit Hoffnung.

Doch die Zeiger der Uhr
zerstückeln meinen Glauben
in atemlose Gedanken
fliehen meine Blicke.

Über deine Lippen
fallen Buchstaben
spinnen einen Faden
zu unserem Glück.

Bis er über die Kluft reicht
verstecke ich mich
in einer Falte der Zeit und
schöpfe Blau aus der Stille.

<© Jörg Zschocke>


SAMT

Wartend auf ein Abenteuer,
in des Sonnes schönstem Glanz.

Soll mich entfesseln, schreien, beben lassen.
Ein warmer, wilder Sommerregen,
unerwartet mich entgleisen lassen.

Mitgefallen, ohne Schutz.
Flieg nach Oben, falle samtig.

<© Xenia Hügel>


Warten (am Tresen)

Bögen aus Licht überm Spiegel des Tresens
Flaschen mit feurigen Zaubertränken
dunkelbunte Stillleben alter Meister
die nur darauf warten verführen zu dürfen
zu schwermütigen Phantasien
aufsteigend vom Grund des Glases
dort wo immer ein winziger Rest bleibt
der sich nicht schlürfen lässt

<© Monika Reinfurt>


Kurzmitteilung

gestern schrieb mir
mein leben
es hätte lange genug
auf mich gewartet
nun sei es
ohne mich abgefahren

SMS

yesterday my life
wrote me
it would have been long enough
waiting for me
now it is
leaving without me

<© Isabella Kramer>


20. Januar

Die Amsel hörte ich laut singen
an diesem Tag im Januar,
will sie uns schon den Frühling bringen
obwohl es noch nicht Winter war?

Ich sehne mich nach roten Wangen,
gebeizt vom Frost auf meine Haut,
nach Schnee von Händen aufgefangen
bis sein Kristall in ihnen taut.

Was ist mit diesem Jahr geschehen,
das trotz der Stürme eislos bleibt
und ohne Regel unbesehen
ein erstes Gelbgrün furchtlos treibt?

Zwar gilt den Farben mein Begehren,
dem weichen Duft und zarten Klang,
doch möchte ich erst Kälte leben
bevor mir warm wird, frühlingslang.

<© Elke Kaminsky>


in der abgeschiedenheit des winters

aus dem hinterland
wachsen mir stimmen zu
honigworte
für lange winterstunden

manchmal zieht schneeregen durch

gestern habe ich den mond gesehen
wie er sich davon stahl
so, als hätten die schatten des himmels
ihn erschreckt

<© Gabriele Pflug>

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