Julie Greiner

Bei einem Poesietreff hörte ich sie das erste Mal. Ihre weiche Stimme faszinierte mich derart, dass ich Mühe hatte, dem Text zu folgen. Ihre Mimik unterstrich jedes Wort. Sie war ganz bei sich.

Mit Hilfe der Lyrik spürt Julie Greiner der Paradoxie des Lebens nach, zeichnet mit Worten Lebenslinien und endeckt auf diese Weise die mysteriöse Schönheit der Schöpfung für sich.

Wir leben in einer Welt der Belanglosigkeiten und Unverbindlichkeiten. Egoismus und extreme Einstellungen nehmen zu. Da ist es beeindruckend, mit welcher Zuversicht diese zarte Frau sehr klare Antworten auf unseren Alltag gibt. Ihre Bescheidenheit ist dabei mehr als bloße Zier. Sie ist eine Haltung.
<JZ>

Was Julie über sich sagt:

Was ich schreibe ist ein Teil von mir. Doch ich bin nicht, was ich schreibe. Mein Wert ist in jemand anderem gegründet.

Ich liebe es, Worte in Musik zu kleiden und ihnen eine Stimme zu verleihen.

2010 habe ich langsam ernsthafter angefangen, zu texten und dieses neu für mich entdeckt.

Oftmals umspielt die Melancholie meine Worte, aber ein hoffnungsloses Ende – das existiert bei mir nicht.

Paradoxes Leben

 
wenn die Worte so viele sind
dass sie einem fehlen

wenn das Herz so bewegt ist
dass es fast still steht

wenn man mit jedem Fehler
gefühlter maßen mehr geliebt wird

wenn es hell ist
trotz der finstersten Nacht

wenn das Ende
ein Anfang ist

wenn Schwachheit
zur Gnade wird

krumme Linien
einen geraden Strich ergeben

und Scherben
ein wundervolles Mosaik

dann kann ich es fühlen
dieses paradoxe Leben
und in all den Lebenslinien
meinen Schöpfer sehen


verschleierter Diamant
mysteriöse Schönheit
komm und leb
träume kindhaft

Stille Schönheit bewegt das Herz.
Sanft und leise,
doch kaum zu überhören.
Geweckte Sehnsucht schreit nach mehr.