Wege

Oktober 2019

Oktober2019

Wo ein Wille ist, ist auch ein Weg.

Omnes viae Romam ducunt!

Der Weg ist das Ziel.

Der Weg entsteht unter deinen Füßen.

Der Gewalt aus dem Weg gehen – weise oder feige?

Wer will, findet Wege.
Wer nicht will, findet Gründe.


Wegesteine

Ich sammle Steine
Du sammelst Wege
Ich stehe im Dämmern
Du in der Nacht
Ich trinke Bäche
Du trinkst das Meer
Ich lebe im Frühling
Du lebst das Jahr
und als die Lawine uns trifft
wie ein brausender Traum
spült sie unsere Schatten
als schwarze Unruhe
in die windige Bucht
an ihrem Ende
wächst dort Mein Zweifel
und Deine Hoffnung

<© Harald Kappel>


Hari ini
(Heute)

Heute ist der Tag, den ich nicht vergessen mag,

weil ich in meinem Glück bade.
Vielleicht kannst du’s nicht verstehen, und nur das Dunkel sehen.

Doch in meinem Herzen scheint die Sonne.
Ich bin dankbar für mein Leben. Sehe in dunklen Tälern Segen.

Reiche Ernte nach dem Regen.

Ich wische den Staub von meiner Haut und

gehe nicht mehr rückwärts, ich sehe nur nach vorn.
Ich lass mein Herz mit Licht durchfluten.

Werde nicht länger suchen nach dem Stein im Schuh.

Morgen ist der Tag, den ich nicht vergessen mag,

weil noch Großes auf mich wartet.
Vielleicht kannst du’s nicht verstehen, hast Angst den Weg zu gehen.
Doch Wunder werden blühen in der Wüste.
Ich bin dankbar für das Leben, sehe in Narben Schönheit kleben.

Möchte mit Leidenschaft mein Herz hingeben.

<© Julie Greiner>


Gemeinsame Wege

Der Abend senkt sich auf
ein verschlungenes Leben.

Mein Blick wandert

von Stern zu Stern.

Bei jedem schaue ich,
was du geschrieben hast.

Die Worte sagen mir,
wer du gewesen bist.

Deine Lücken fülle ich
mit meiner Erinnerung.

Auf der Suche nach Heimat
altert mein Gedicht.

Aus der weiten Senke steigt
langsam die Morgensonne.

Ich öffne die Augen
und sehe dich lächeln.

<© Jörg Zschocke>


Transsibirskaya

Endlos das Niemandsland
zwischen Steppen und Sümpfen,
durch Wälder und Wildnis;
Birken brechen sich Gang,
auf Weiden zierlicher Gräser
erwehren sich des Eises

Entlang stahlblauer Flussläufe
dringt Zwiebelgeruch aus Dörfern,
hölzern, zerbrechlich, genügsam;

ein Wodka mit auf den Weg

Die Schienen tragen mich weiter,
vorüber am welken Baikalsee,
azur, schwarz in der Tiefe;
Der Frost begleitet mich

Am Ende stehen Meere, Wüsten
und ein neues Leben

<© I.J. Melodia>


landschaft, bin ich

landschaft bin ich
ein scherenschnitt
hügelig, nicht karg
und gestreckt
auf mir weiden schafe
und du
erwanderst schritt
für schritt
meine topologie
ist dir vertraut
doch in winkeln
und ecken
bin ich wundersam
unwegsam, dort
wo sich der milan in die lüfte schwingt
und dort, wo das meer beginnt
vielleicht dass dir eine blüte
den weg weist oder
der leuchtturm

<© Diana Jahr>


reisen

einer liest aus gedichten
einer aus entschwindenden landschaften
ein anderer aus dem traum eines schlafenden
die buchstaben verlöschen abends
wird es still und die zeilen
verlieren sich im weiten raum
der dunkelheit

<© Gabriele Pflug>


Wohin wir uns wenden

Lasst uns Wege ebnen
Auf dass wir die Augen
Zum Leuchten bringen
Und das Glück fortan
In den kargen Häusern wohnt
Solange uns Worte tragen

<© Sabine Fenner>


Immer noch

kann ich mich nicht
übersetzen,
nicht für dich
und nicht für ein anderes Sehen.
Die Öffnung der Sprache
ist schmal
und die Wege verdichtet.

Sprich nicht von Wiesen,
vom Staub auf den Steinen.
Auf deinem
Wortfeld liegt Erde
und Nacht,
und die Saat zwischen Schollen
kennt schon das Warten.

Noch immer
höre ich Stille
im Tal.

<© Sigune Schnabel>


.

zünd an zünd an die lichter
zäh liegt der fluß
taumelt ein kegel sucht
über verkrauteten wegen
in der spur zu gehen zum nachbarn
durch das blickrund
zu den toren den türen
die sich öffnen der hand
dem rhythmus der worte
fester zieht die nacht das tuch
über die enden der straßen
wächst der stein
zünd die lichter

<© Kathrin Külow>


An der Schwelle

Es stoppt der Schritt, verzögert sich
für einen Augenblick in das
Hinein, Hinaus, beschuht, fürbass –
sucht seinen Weg. Und innerlich

beginnt, schließt ab, verbindet, trennt
die Menschenseele, was sie drängt
und hinterfragt, noch eingezwängt,
das Alte, das sie traut benennt.

Doch längst mit Zweifeln übersät,
und Lust auf einen Neubeginn
tritt sie auf die Verwalterin
des VorZurück. Entscheidet. Geht.

<© Elke Kaminsky>


Auf dem Weg

Lächeln.

Was als Funke
aufgeblitzt erfüllt den Raum
mit Sonne.
Licht überschreitet Grenzen.

<© Barbara M. Hauser>

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