April 2019
Wer den Regenbogen will, muss den Regen in Kauf nehmen.
Wenn es in der trockensten Wüste der Erde regnet, explodiert dort das Leben, könnte man meinen. Doch das Gegenteil ist der Fall, berichten Forscher: Statt Leben brachten die ungewöhnlichen Regenfälle der letzten drei Jahre vielen mikrobiellen Trockenspezialisten der Atacama-Wüste den Tod.
Auf große Dürre folgt großer Regen.
Wer beim Regenschauer keinen Schirm dabei hat, muss sich schnell entscheiden: Laufen oder nicht? – Welche Strategie lässt einen nicht völlig im Regen stehen?
Nach dem Regen kommt die Sonne.
Regen im Frühling ist kostbar wie Öl.(aus China)
Blätter wehen
Wie deine Rufe schwanken, als der Tag
seine Farbe verliert.
Der Regen treibt mich weiter
fort von dir und all den andern,
und mein Schweigen hält
nicht Wort.
Was wollten wir nicht alles
aus unserm stillen Wasser fischen.
Ausgetrocknet ist deins
bis zum Grund,
und manchmal raschelt es dort unten,
braune Blätter,
noch vom letzten Herbst.
Was tun,
wenn nur mehr Unkraut wuchert,
und was
mit all dem Laub.
<© Sigune Schnabel>
.
Wenn der Fels uns vor den Dingen der Welt
abschliesst, der Stein, der das Weinen
des Himmels kennt,
aus der Erde herausgeboren,
geschliffen im Wind, vom Regen umspült,
sind wir mit ihm gerundet und verwundbar.
<© Barbara Hampel>
klimawandel
als dem regenschirmverkäufer
der regen abhanden kam
und sich die wolken verzogen
ins unbekannte
stand er da
mit seinen schirmen
und einem wetter
das die hunde wieder
vor die türe schickte
und mit seiner Zeit
<© Christa Issinger>
Schneeschmelze
Irgendwann sprach
Er vom Schnee
Wie gern hörte sie ihm zu
Gänsehaut überzog seinen Körper
Er dachte ans Feuer
Schürte die Glut
Als der Regen kam
Senkte er seinen Blick
Und erkannte sie nicht mehr
<© Sabine Fenner>
.
Unter tiefen Wolken verwaschener Tage
schlafen zerfurchte Bäume
Wasser zerläuft
trist
an grauen Hängen
schweigend
Müde und träge
lege mich in Einsamkeit
in Gedanken
versickern im Regen
<© I.J. Melodia>
alles verändert sich
selbst der helle ton der kleinen nachtmusik dunkelt , wenn die schatten der großen wolken die kleinen nicht verdecken, manchmal löst sich eine auf, lautlos, versickert im blau, ein kurzer moment der klarheit schwingt in meinem lied, am himmel, vielleicht gehört, auch die stille (der nächte wolken) schweigt nicht im angesicht der stunde (ach, zeit!) veränderung, schon jetzt klingt die verdichtung anders (im regen)
<© Diana Jahr>
In jeder Träne
Wenn das Herz im Regen steht,
sich die Uhr nur rückwärts dreht,
um mich nur noch Stille weht,
halte ich inne und halte ich fest:
In jeder Träne
wohnt dein Regenbogen.
<© Julie Greiner>
Von wo ich komme
Ins Leben geschleudert
ohne meine Zustimmung
geboren mit Narben auf der Seele
ausgerüstet mit Harmlosigkeit
auf einer Scholle gegen den Horizont getrieben
Regen und Tränen zu einer Sturzflut geformt
die möglichen Wege abgegangen
das Sein gesucht
mein Sein.
Wenn es Nacht wird
und meine Träume sterben,
warte ich auf den Sonnenstrahl.
Er holt mir den Regenbogen aus dem Kristall.
Er wird mir die Farben zurückbringen,
von da, wo ich herkomme.
<© Jörg Zschocke>
In mir, die Sprache
Aus der Stille,
aus der noch schlafenden Welt,
entrollt sich die Sprache,
formt sich ein Vers in der
noch feuchten Tinte… umschließt
die Zeilen, wie einen Geliebten.
Aus der Stille,
aus der noch schlafenden Welt,
entrollt sich die Sprache,
nährt neue Gedanken in mir
wie der Regen, der die Erde bewässert.
Die Erde, die so dunkel ist wie meine Haut…
unter deren Tiefe, ein Bläuling zärtlich
seine Flügel reibt, bereit zum Flug in
die Welt.
<© Marina Maggio>
Fensterblick IV
Im Nassgrau
ziehen die Dächer
fröstelnd
ihre Schultern hoch
Farbhungrig
öffnen sich
Regenschirmknospen
und Schornsteine
träumen von
Nestwärme
Fensterblick V
Der Abendregen
hängt
Seidengardinen
bis auf die Erde
und legt sie
am Horizont
in Falten
In ihren Lichtfadensaum
webt sich
Wangenröte
<© Elke Kaminsky>
Du und der Regen
Ist es der Regen
oder frisst die Kälte
die Sonne
gelangt ihr Strahlen
ins Herz der Mühsal
oder ertrinkt
es im blutigen Eis?
Schenkt ein Lächeln den Zungen ihre Ruhe
oder löscht Speichel die Feuer der Hoffnungen?
Formt der Mund die roten Lippen
oder sind es die Gedanken der
Einsamkeit?
Wieviel ist in Dir und wohin wirst Du gehen?
Oder ist es der Regen?
Nur der Regen
Du und der Regen
Nur
<© Harald Kappel>
Meine Lehrerin
Verhalten wir uns wie ein Sturm,
ist das angebracht.
Fließen wir wie ein stiller Bach,
ist das in Ordnung.
Strahlen wir übermäßig viel Wärme aus,
ist das erfreulich.
Kühlen wir ab bis zur Eiseskälte,
dann ist das ehrlich.
Weinen wir mit dem Regen,
dann muss das jetzt so sein.
Die Natur lehrt es uns:
lass alles los!
Sei authentisch.
<© Xenia Hügel>
Lieber Regen
ich schreibe dir heute mit einer Bitte
letztes Jahr bist du nicht heruntergekommen
und hast uns sehr gefehlt
Vögel und andere wild lebende Tiere haben gedurstet
Bäche und Weiher sind im Erdboden versunken
Blumen Wiesen Bäume und Felder riefen vergeblich nach dir
du hast uns deine Macht gezeigt
kamst schon früher manchmal heftig über uns
nun mussten wir deine Abwesenheit spüren
sind noch einmal davongekommen
du hast uns einen Denkzettel verpasst
doch bitte sei nicht mehr eingeschnappt
komm sei so gut und beglücke uns wieder regelmäßig
Liebe Grüße
ein Mensch im Namen vieler
<© Monika Meise>
Momentaufnahme
Warum mag ich Regen gerne?
In der Nähe, in der Ferne
tropft es satt von Busch und Bäumen.
Ich höre zu, beginn zu träumen …
Wie die Regentropfen hämmern,
prasseln, klopfen!
Unterm Dach vom Vogelhaus
hebt das Nass die Erde aus,
bildet einen tiefen Wall.
Regentropfen überall.
<© Barbara M. Hauser>
so schöne und vielfältige texte wieder, über den regen, unter dem regen, auch bogen und so vieles mehr – danke, liebe mitautoren!
und ein herzliches willkommen den neuzugängen, freut mich! 🙂
diese textsammlungen zu einem thema sind immer wunderbar und spannend zu lesen, jeden monat freue ich mich auf eine neue entdeckungsreise.
ein dickes DANKEschön an dieser stelle auch mal wieder an dich, lieber jörg!
mit sonnigen grüßen,
eure diana